Südwestlich von Meran erstreckt sich das 40 Kilometer lange Ultental. Am Flüsschen Falschauer entlang zieht es sich über St. Walburg und St. Nikolaus bis nach St. Gertraud im Nationalpark Stilfser Joch. Kenner schätzen es wegen seiner Ursprünglichkeit, der idyllischen Ruhe und der vielen Wanderwege mit einladenden Almen und Einkehrhäusern. Eine schöne Reisezeit ist der Herbst. Im Winter gilt das Ultental als besonders schneesicher.
Die gute Nachricht zuerst: In rund zwei entspannten Stunden kann man von Berlin und anderen deutschen Städten über die Alpen direkt nach Bozen fliegen! Mit SkyAlps, einer kleinen, aber feinen Airline aus Südtirol. Am übersichtlichen Flughafen in Bozen steigt man samt Gepäck in den Mietwagen um. Oder lässt sich von seinen netten Gastgebern abholen. So wie wir von Roland Staffler, dem freundlichen Besitzer und Betreiber des Genießerhotels Alpenhof in St. Walburg im Ultental. An großen Apfelplantagen vorbei fahren wir auf der Autobahn Richtung Meran, an den Hängen ragen Burgruinen auf. In Lana zweigt die Straße in die Berge ab. In endlosen Serpentinen windet sie sich höher und höher. Roland (hier im sonnigen Süden ist man schneller beim Du als im kühlen Norden) meistert die engen Kurven lässig und souverän.
In St. Pankraz beginnt das Ultental, das Kenner wegen seiner steilen Wiesen, tiefen Wälder und klaren Bergseen als eines der urtümlichsten Täler Südtirols schätzen. Am Flüsschen Falschauer entlang zieht es sich über St. Walburg und St. Nikolaus bis nach St. Gertraud im Nationalpark Stilfser Joch. Im Winter gilt es als besonders schneesicher. Kein Wunder, dass der erfolgreiche Skirennläufer Dominik Paris im Ultental aufgewachsen ist. Massentourismus findet man hier nicht, an Unterkünften herrscht jedoch kein Mangel. 1800 Gästebetten gebe es hier, zwei Drittel der Besucher kämen aus dem deutschsprachigen Raum, sagt Anna Rainer, die junge Direktorin des Tourismusbüros Ultental. Die schönste Zeit in dieser Region sei der Herbst, schwärmt sie.
Roland ist im Ultental verwurzelt. „Schon meine Eltern wurden hier geboren“, erzählt der 50-Jährige beim Abendessen. 1979 haben sie den Alpenhof eröffnet. Später kamen zwei weitere Häuser hinzu: das Hotel Seerast und das Hotel Victoria. Zusammen bieten sie 140 Betten. „Zu uns kommen viele Stammgäste, einige haben meine private Handynummer“, verrät uns der Besitzer, der die Hotels zusammen mit seiner Frau Angelika betreibt. Das Genießerhotel Alpenhof bietet den Gästen Sauna und Solarium, eine gemütliche Bar, ein Bauernstübele mit Decke und Wänden aus hellem Fichtenholz, eine Sonnenterrasse mit Blick auf die Berge und einen Außenpool.
Die Kräuter für die Küche kommen aus dem eigenen Garten. Die Würste werden noch selbst gemacht. Brot und Brötchen liefert die örtliche Bäckerei „Ultner Brot“ (Grissini-Sticks von „Ultner Brot“ haben wir schon im Flugzeug von SkyAlps geknabbert). „Was ich im Tal bekommen kann, kaufe ich hier“, sagt Roland. Vor dem Eingang zum Speisesaal hängt ein mächtiges Hirschgeweih. Es stammt von einem kapitalen Zwölfender, der stattliche 138 Kilogramm Gewicht auf die Waage brachte. Roland, der nicht nur Hotelier, sondern auch Jäger ist, hat den Hirsch im September 2023 selbst erlegt und ist stolz darauf.
Das Ultental hat über 600 Kilometer beschilderte Wanderwege mit 30 bewirtschafteten Almen. Auf solchen Touren gibt es viel zu entdecken. Zum Beispiel die Wollmanufaktur „Bergauf“ in Kuppelwies, die als Sozialgenossenschaft organisiert ist. Dort wird die Wolle der rund 800 Ultentaler Schafe zu Filzprodukten verarbeitet, die man im angrenzenden Laden kaufen kann: Westen, Taschen, Hauspantoffeln, Handyhüllen und vieles mehr. Oder den alten, mitten im Grünen gelegenen Gasthof Überwasser. Der fungierte früher als Badehaus für die Bauern der Umgebung, auch Trinkwasserkuren mit dem mineralhaltigen Wasser als Heilmittel fanden großen Zuspruch.
Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts war Bad Überwasser als Wirtshaus noch geselliger Treffpunkt bei Musik und Tanz, dann stand es leer und verfiel. Bis Rita und Veit Comploj aus Meran kamen und den abgeschiedenen Ort entdeckten. „2017 haben wir uns in das Haus verliebt“, erzählt Rita, eine ehemalige Lehrerin. Mit viel Liebe und Leidenschaft haben sie das altehrwürdige Gebäude gründlich, aber behutsam renoviert und gerettet. Vom Denkmalamt wurden sie dafür ausgezeichnet. Heute bieten sie drei stilvolle Suiten mit viel Holz und eine hervorragende Küche mit Südtiroler Spezialitäten wie Gerstsuppe, Schlutzkrapfen und Knödeltris (drei verschiedene Knödel mit Käse, Spinat und Pilzen). Entschleunigung heißt das Zauberwort. TV und WLAN gibt es nicht, dafür wurden die alten Bäder und Kuren wiederbelebt. Geöffnet ist von Ostern bis Allerheiligen. Sogar aus Japan, Südafrika und Kanada waren schon Gäste da.
Die älteste Einkehrstätte im Ultental ist der „Eggwirt“ mitten in St. Walburg. Noch heute werden hier Zimmer vermietet. 600 Jahre alt sei das Traditionshaus, erzählt uns der Wirt Roland Schwienbacher. Das „Gasthaus auf der Egg“, wie es früher hieß, atmet das beruhigende Flair vergangener Zeiten. Im Flur hängen alte Schwarz-Weiß-Fotos und das farbige Stammwappen der Familie Schwienbacher aus dem Jahr 1300.
Die Einrichtung der urigen Gaststube stamme von 1770, berichtet der Wirt. Streichhölzer und Zigaretten hätten die Gäste früher vor dem Schlafengehen abgeben müssen – wegen der Brandgefahr. Mit seiner sportlich-schlanken Figur und dem vollen Haar sieht man Roland Schwienbacher seine 72 Jahre nicht an. Wie lange wird er noch hinterm Tresen am Zapfhahn stehen?
Urlaub auf dem Bauernhof kann man auf dem Unterschweighof in 1.700 Metern Höhe genießen, einem der höchstgelegenen Höfe der Gegend. Thomas Berger, 26, hat ihn vor drei Jahren von seinen Eltern übernommen, beide arbeiten noch mit. „Schweige“ habe nichts mit Schweigen zu tun, sondern heiße nichts anderes als Alm, erklärt uns der rüstige Senior Alois Berger. Einige Balken des Wohnhauses seien 500 Jahre alt, berichtet er. Im Stall stehen acht Braunvieh-Kühe, auch einige Schweine werden gehalten. Milch, Käse, Speck – alles stammt aus eigener Erzeugung und kann im Hofladen erworben werden. Im Garten am Haus wachsen Kräuter, Zwiebeln und Salat. Den Gästen stehen vier unterschiedlich große Ferienwohnungen zur Verfügung, dazu ein Gemeinschaftsraum mit Kamin, Pizza-Backofen, Kühlschrank und Selbstbedienungsregal.
Noch höher hinauf geht es mit der Schwemmalmbahn. Die Kabinenseilbahn bringt uns von Kuppelwies (1.150 Meter) hinauf auf die 2.162 Meter hohe Schwemmalm. Oben angekommen treffen wir auf ein weitläufiges Alm- und Wanderparadies. Im Winter findet man hier schneesichere Pisten, im Sommer gut beschilderte Wanderwege mit vielen Einkehrmöglichkeiten. Die nächstgelegene ist die „Ausser Schwemmalm“, die von den Lesern der deutschsprachigen Zeitung „Dolomiten“ schon zur beliebtesten Almhütte Südtirols gewählt wurde (Motto: „Schwemmen isch net lei a Ort. Schwemmen isch a Lifesteil.“) Christian Leitner, Hüttenpächter, Senner, Sommelier und Restaurantchef in einer Person, außerdem erfolgreicher Medaillengewinner mehrerer internationaler Almkäseolympiaden, serviert uns einen Almspritz (Kräuter, Prosecco, Mineralwasser) und ein großes Käsebrett plus Weißwein zur Verkostung. Über die große Sonnenterrasse hinweg fällt der Blick auf die teilweise noch von Schnee bedeckten Berge.
Ein ganz besonderer Ort ist das abgeschiedene, oberhalb von St. Pankraz unweit der einsamen St.-Helena-Kirche gelegene Gasthaus „Helener Pichl“, das in den 1920er Jahren errichtet wurde. Der junge Sternekoch Michael Laimer und seine Partnerin Elisabeth Garber haben es übernommen, vermieten einfache Zimmer und verwöhnen ihre Gäste mit einer exzellenten Küche, die hier oben mitten im Wald wohl niemand erwarten würde. Beim Begrüßungssekt draußen an der Feuerschale und später drin in der Gaststube bei Gemüserisotto und Zweierlei vom Kalb wird schnell klar: die beiden jungen Wirtsleute haben sich hier selbst einen Traum erfüllt.
Tourismusbüro Ultental
St. Walburg 104, 39016 Ulten
Tel. +39 0473 795387
info@ultental.it
www.ultental.it
Genießerhotel Alpenhof, Familie Staffler
Hotel Alpenhof 305, St. Walburg/Ulten
Tel. +39 0473 795398
info@hotel-alpenhof.com
www.hotel-alpenhof.com
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