Panamakanal
Der Panamakanal

70 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Panama:

Freunde, die noch wenig voneinander wissen.

Von Martina Klumpp, Botschafterin von Deutschland in Panama, und Enrique Thayer Hausz, Botschafter von Panama in Deutschland

 

Am 17. Dezember wurden 70 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Panama gefeiert. Panama war 1951 aus heutiger Sicht ein Paradies in den Tropen Mittelamerikas und Deutschland ein Land, das sich von der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges erholen musste. 70 Jahre später sind wir uns „näher“ gekommen, weil wir in einer scheinbar viel „kleineren“ Welt leben. Einer globalisierten Welt mit offensichtlichen Vorteilen, aber auch mit gigantischen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam meistern können. Wie erreichen wir das, wenn wir einander sympathisch sind, uns aber kaum kennen?

Panama blickt mit Bewunderung auf deutsche Technologien. Viele Wahrnehmungen beruhen auf Klischees, wie dem Oktoberfest, den bayrischen Schlössern oder dem deutschen Fußball des „Kaisers“ damals und der „Mannschaft“, die bei der WM 2014 gegen Brasilien 7:1 gewann. Die Panamaer verfügen über ein hohes Maß an Disziplin, eine prodemokratische Haltung der Nachkriegszeit und sind Verteidiger der Menschenrechte.

Das gleiche gilt für Wahrnehmungen, die wir Deutsche von Panama haben. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, dominiert das Bild eines grünen und schönen Landes, was auf eine berühmte illustrierte Kindergeschichte mit dem Titel „Oh, wie schön ist Panama“ zurückzuführen ist. Sein Autor wurde von Präsident Balladares ausgezeichnet und das Buch wird noch heute zitiert. Die Deutschen interessieren sich für die Inseln Guna Yala, Bocas del Toro, den Panamakanal, einheimische Kulturen und allgemein alles, was "exotisch" ist.

Diese wohlwollende Ignoranz, verbunden mit Sympathie und Neugier, bietet großes Potenzial, mit einer Agenda zu arbeiten, die das gegenseitige Wissen übereinander und die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern erweitern kann. Panama und Deutschland sind Länder, die vollständig in die Globalisierung eingetaucht sind und die Überzeugung für Multilateralismus und internationale Beziehungen teilen, die auf gegenseitigen Respekt und gemeinsamen Nutzen basieren. Beide leben vom Außenhandel – Deutschland vorrangig vom Export von Maschinen, Hightech-Autos und Zwischenprodukten und Panama vom Kanal und seiner beeindruckenden Hafenlogistik-Infrastruktur sowie vom Drehkreuz Flughafen.

Mit Blick auf die Zukunft können wir unterstreichen, dass es Spielraum für Wachstum und Ausbau unserer Zusammenarbeit gibt. Deutschland unterstützt das panamaische Interesse, sein Bildungssystem auf ein System des 21. Jahrhunderts umzustellen, das Chancen für alle Bereiche der Gesellschaft bietet. Die Zusammenarbeit beim Aufbau des dualen Bildungssystems und die Bildung von Allianzen zwischen deutschen und panamaischen Hochschulen spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Panama hat sich auf der COP 26, der UN-Klimakonferenz in Glasgow, in diesem Jahr erfolgreich als ein Land im Energiewandel und mit definierten Projekten zum Schutz von Umwelt und Biodiversität präsentiert. In diesen Bereichen besteht die Möglichkeit, die bereits bestehende Kooperation zwischen unseren Ländern zu verstärken. Die Entwicklung einer Strategie zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in naher Zukunft könnte ein konkretes Beispiel sein. Ein anderes wäre die Fortsetzung von Aufforstungsprojekten in Gebieten, die durch extensive Landwirtschaft degradiert wurden.

Wir wollen uns an das Werk machen und die Zusammenarbeit in diesen Bereichen vertiefen. Wir möchten eine größere Annäherung zwischen unseren beiden Ländern erreichen, um uns noch besser kennenzulernen. Nehmen wir die Aussage "Oh, wie schön ist Panama" als Ausgangspunkt und widmen wir uns der Aufgabe, mehr Begegnungen im Kulturbereich, mehr Kooperation in Wissenschaft und Technik und auf anderen Gebieten zwischen beiden Ländern zu schaffen.


 

 

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