Georgiens Stand auf der Frankfurter Buchmesse
Georgiens Stand auf der Frankfurter Buchmesse 

Georgien als Gastland der Frankfurter Buchmesse 2018 

Tobias Voss

Viele Buchmessen haben inzwischen ein Gastland-Projekt, bei dem ein Land (und/oder eine Stadt) die exklusive Möglichkeit erhält, die Literatur und darüber hinaus auch andere Aspekte des kulturellen Lebens des Landes sehr viel detaillierter und umfangreicher darzustellen, als das mit einem normalen Gemeinschaftsstand möglich wäre. Die Frankfurter Buchmesse war in dieser Beziehung ein echter Vorreiter: der Gastland-Auftritt hat bei uns seine Anfänge in den späten 1970er Jahren und wird seit Mitte der 1980er Jahre jährlich und mit einem Land als Partner durchgeführt. Mittlerweile ist das Gastland der Frankfurter Buchmesse ein ganz wesentlicher Bestandteil der Messeaktivitäten. Ursprünglich als Publikumsevent gedacht, zielt er inzwischen auch ganz explizit auf das Fachpublikum, das die Präsentation als einen guten Einstieg in einen oft wenig bekannten Markt nutzt. Die Vorbereitungszeit für einen Gastlandauftritt dauert in der Regel drei Jahre. Wichtig bei der Auswahl des Gastlandes ist eine mehrjährige Präsenz auf der Messe mit einem gut organisierten Gemeinschaftsstand. 

Intensive Vorbereitung

Die ersten näheren Kontakte mit Georgien datieren auf etwa 2010: Das Kulturministerium fragte an, ob ein Gastlandauftritt denkbar wäre. Die Frankfurter Buchmesse reagierte zunächst etwas verhalten, da die georgische Literatur in Deutschland und auch in anderen Ländern nur sporadisch bekannt war. Es entspann sich aber ein immer intensiverer Dialog zwischen dem Kulturministerium und den Verantwortlichen der Frankfurter Buchmesse, der 2014 zum Abschluss eines Vertrags mit dem Gastland führte. Der lange Vorlauf ist auch deshalb notwendig, weil der Auftritt des Gastlandes sich nicht nur auf die Buchmesse im Oktober beschränkt. Die Aufmerksamkeit für das kommende Gastland wächst nicht nur in der deutschen Öffentlichkeit ab dem Januar des entsprechenden Jahres und informiert dann mit kulturellen Events an vielen Orten deutschlandweit. Der lange Vorlauf ist gut für eine intensive Planung, die von der Frankfurter Buchmesse koordinativ betreut wird. Sie kann aber durch Regierungswechsel und Änderungen in den Verantwortlichkeiten mitunter auch nachteilige Effekte zeitigen: Bekanntermaßen haben Projekte der Vorgängerregierung bei den  Nachfolgern nicht immer den gleichen Stellenwert. Im Falle von Georgien war das Gastland-Projekt auch nach dem Regierungswechsel zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Alle vier Kulturminister, mit denen die Frankfurter Buchmesse in dieser Zeit zusammenarbeiten durfte, waren von dem Projekt sehr überzeugt und haben die einzigartige Möglichkeit erkannt, die das Projekt für die Herstellung einer größeren Aufmerksamkeit für das Land bietet.

Übersetzungsförderung 

Ein ganz wesentlicher Bestandteil des Gastland-Vertrages betrifft die Einrichtung einer gut funktionierenden Übersetzungsförderung: Sie soll es anderen Ländern erleichtern, Übersetzungen aus dem Gastland in die je eigene Sprache durch eine finanzielle Unterstützung zu erleichtern. Die Übersetzungsförderung, und dies ist der Frankfurter Buchmesse besonders wichtig, soll nicht nur die Übersetzung in den deutschen Markt fördern, sondern sie muss international ausgerichtet sein. Das Kulturministerium hat dies in vorbildlicher Weise umgesetzt: Nur wenige Monate nach der Vertragsunterzeichnung wurde das Georgia National Book Center (GNBC, www.gnbc.gov.ge) als eigenständige Institution gegründet. Durch das gute Netzwerk der Frankfurter Buchmesse konnten die neuen Kollegen des GNBC mit gut funktionierenden Projekten anderer europäischer Buchzentren bekannt gemacht werden. Inzwischen sind allein über hundert Werke aus Georgien in die deutsche Sprache übersetzt worden, was ein großartiger Erfolg für die Kolleginnen und Kollegen des GNBC darstellt. 

Im Oktober werden nun die Früchte der jahrelangen, intensiven Arbeit von vielen Beteiligten aus der Buchbranche, von Autoren, Verlagen, den Übersetzern und den Agenten für das große Publikum sichtbar. Ob der zweifelsohne positive Effekt des Gastlandauftritts auf die Internationalisierung der Buchbranche in Georgien auch über den Auftritt hinaus anhalten wird, hängt stark von der Zukunft des GNBC ab. Es wäre zu wünschen, dass die vielen internationalen Kontakte und der Austausch auch nach dem Gastlandauftritt fortgeführt werden. 

Jetzt gilt es erst einmal Georgien als Gastland in Frankfurt willkommen zu heißen und seine wunderbare Kultur kennenzulernen: Viel Spass dabei auf der Frankfurter Buchmesse vom 10. bis zum 14. Oktober!  

Tobias Voss ist Vice President International Affairs der Frankfurter Buchmesse GmbH

www.buchmesse.de/ehrengast
www.georgia-characters.com 
Hashtag: #georgiancharacters

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